[PK/MR] Spitzenspiel in der Verbandsliga, Erster gegen Zweiter, beste Offensive gegen beste Abwehr, beide Teams ohne Saisonniederlage. Und zumindest für ein Team hielt die Serie. Während die Gastgeberinnen vom KIT SC auf heimschem Platz nach rund eineinhalb Jahren und 19 Siegen wieder mal eine Niederlage einstecken mussten, bleiben die Frauen vom TSV Amicitia Viernheim in der Verbandsliga weiterhin ungeschlagen und stürmten mit dem zehnten Sieg im elften Saisonspiel an die Tabellenspitze und damit zur Herbstmeisterschaft.
Gerade mal zwei Minuten waren gespielt, da flog Rabea Ronellenfitsch nach hartem Zweikampf über die Seitenlinie, die Marschroute beider Teams war damit klar, es gab absolut nichts zu verschenken. Von Beginn an entwickelte sich eine kampfbetonte Partie, in der auf beiden Seiten keinem Zweikampf aus dem Weg gegangen wurde. Die Gastgeberinnen auf dem extrem kleinen Kunstrasen immer unterwegs, mit dem Versuch die Viernheimer Spielerinnen permanentem Druck auszusetzen und damit zu Fehlern zu zwingen oder selbst zu frühen Balleroberungen zu kommen. Viernheim passte sich zunächst an, spielte wie die Fächerstädterinnen die Bälle sehr früh steil in die Spitze. Nach rund 15 Minuten versuchten die Hessinnen dem Spiel zunehmend ihren Stempel aufzudrücken und kontrollierter zu spielen. Und kamen auch zu Chancen. Die beiden Größten, als die sehr lauffreudige Ronellenfitsch steil geschickt wurde, ihre Hereingabe auf Lara Barth aber zu unpräzise war und als Spielführerin Laura Schell plötzlich vollkommen alleine vor dem Tor der Gastgeberinnen stand, aber zu überrascht war, um präzise abzuschließen. KIT SC war zwar oft am Ball konnte sich aber gegen die stabile Defensivabteilung nicht durchsetzen. So ging es torlos zum Pausentee, beide Teams bekamen nochmal 15 Minuten, um an ihrer Strategie zu feilen.
Viernheim startete in die zweite Hälfte mit einer leicht veränderten Formation, Laura Schell agierte fortan als Zehner vor den beiden Sechsern Annika Stellmacher und Denise Stricklan, die damit noch mehr Arbeit zu verrichten hatten. Aber die offensivere Grundausrichtung von Schell zahlte sich schnell aus. Nach einer scharf getretenen Ecke von Stricklan konnte KIT SC nicht klären und im wilden Getümmel war es dann die Viernheimer Spielführerin, die die Kugel zum verdienten 1:0 für den Verfolger über die Linie bugsierte. Die Führung spielte den Gästen natürlich in die Karten, sie standen tief und lauerten auf Kontermöglichkeiten. Die beste bot sich Annika Weidner, die aber an der Keeperin scheiterte. Auch Lara Barth kam, nachdem sie von Schell freigespielt wurde, frei zum Schuss, sie traf aber nur die Querlatte.
Auch der Schiedsrichter wollte in der zweiten Halbzeit seinen Teil zum Spektakel beitragen und zückte insgesamt sechs Mal gelb und einmal Gelb-Rot. Wenn es stimmt, dass der Schiedsrichter immer dann gut ist, wenn man ihn nicht bemerkt, war die gestrige Leistung eher nur begrenzt gut.
Auch wenn die besseren Chancen bei den Grün-Blauen lagen, das Spiel blieb offen und KIT hatte in der 60. Minute tatsächlich die große Ausgleichschance. Nach einer Unstimmigkeit in der Hintermannschaft versuchte Kim Stricklan in höchster Not zu klären, brachte dabei aber ihre Gegnerin zu Fall – Elfmeter und Gelb. Aber hinter eine sehr gute Abwehr gehört eben auch eine sehr gute Keeperin und Stricklan entschärfte den Strafstoß und hielt ihren Kasten auch im fünften Spiel in Folge sauber. Das gab nochmal zusätzlichen Schwung und die Stricklan-Party ging weiter. Gerade Mal fünf Minuten später gab es Eckstoß und wieder brachte Denise Stricklan die Kugel scharf vor das KIT-Gehäuse, wo Natasa Troumpouki am langen Pfosten goldrichtig stand und zu ihrem dritten Saisontreffer nur noch einnicken musste: 2:0 aus Viernheimer Sicht (65.).
In den letzten zwanzig Minuten machten die Gastgeberinnen endgültig hinten auf, was den Hessinnen dann Räume gab. Zwar wussten sie die zu nutzen, waren aber am Ende vor dem Tor zu unkonzentriert oder vielleicht auch einfach zu müde, denn auch die Offensivabteilung arbeitete wie die berüchtigten Brunnenputzer. Weidner, Sonn, Barth, die eingewechselte Andrea Hertel, sie alle hatten nochmal gute Chancen, konnten sie aber nicht verwerten. Am Ende war es egal, es blieb beim hochverdienten 2:0 und Viernheim darf die Herbstmeisterschaft bejubeln.
Stolz sein kann das gesamte Team, denn auch die Spielerinnen, die gestern 90 Minuten einsatzbereit draußen saßen, haben in der Hinrunde gezeigt, wie wertvoll sie fürs Team sein können: Lea Erny war eine der spielbestimmenden Figuren beim 1:0-Sieg gegen Mitfavorit TSV Neckarau und Oli Reszczynska sorgte mit ihrem linken Hammer für den 1:0-Sieg gegen den KSC. Die Herbstmeisterschaft also ein Erfolg des ganzen Teams, dementsprechend groß war die Freude. Die Mannschaft weiß aber auch, dass das nur die halbe Miete ist. Am Ende soll es die Meisterschaft sein und dafür muss das Team noch einen langen Weg gemeinsam gehen. Jetzt heißt es aber für Mannschaft und das gesamte Trainerteam: Sieg auskosten, Pause machen, bevor es dann im Januar zu den Hallenturnieren geht.